Anfang der Woche hat das EU-Parlament in Brüssel Nägel mit Köpfen gemacht – oder besser, Stecker mit Köpfen. Ab 2024 ist Schluss mit Wildwuchs bei Ladekabeln: Der USB-C-Anschluss wird zum Standard in der EU für Handys, Tablets, Digitalkameras und andere Geräte. Ab 2026 sollen dann auch Laptops alle mit dem gleichen Anschluss aufladbar werden. Ein guter Anfang, finden wir…
Ganz trocken ist die Tinte noch nicht. Die Mitgliedsstaaten müssen dem Beschluss noch zustimmen, aber das ist eine Formalie. Ziel der Standardisierung aus Brüssel ist es ausdrücklich, Elektroschrott zu vermeiden. Als Marktplatz für erneuerte Technik ist das natürlich Wasser auf unsere Mühlen: Laut EU-Wettbewerbskommissarin Margrethe Vestager können jedes Jahr über 1.000 Tonnen Abfall verhindert werden, wenn es künftig nur noch ein einziges Steckerformat gibt. Das liegt daran, dass aktuell Ladegeräte mit USB-C auf dem Markt sind, ebenso wie solche mit Mikro-USB, plus Apples eigener Lightning-Stecker. Diese drei Anschlüsse sind nicht miteinander kompatibel. Das Problem dahinter ist deutlich größer als nerviger Kabelsalat in dieser einen Schublade, die du niemals aufmachst. Die haben wir alle, schlimm genug. Doch wenn der alte Stecker nicht passt, werden oft neue Geräte gekauft. Die kommen dann wieder mit ihrem eigenen Anschluss. Dabei ist Strom gleich Strom. Die neue Gesetzgebung versteht das. Ein sinnvoller Schritt zu nachhaltigeren Lösungen in der Tech-Branche.
Nächste Haltestelle: Recht auf Reparatur
Bis zu einer echten Kreislaufwirtschaft, die einmal gewonnene Rohstoffe maximal ausnutzt, ist es noch ein gutes Stück Weg. Wanderstiefel schnüren! In Europa würden zum Beispiel 77 % der Handynutzenden ihr Smartphone lieber reparieren lassen, anstatt ein neues zu kaufen. Machen sie aber nicht. Entweder ist die Reparatur zu teuer oder sie wird von den Herstellern erst gar nicht angeboten. Dabei ginge es anders, weiß Tilman Rüsch, unser Senior Public Affairs Manager:
“Ein ökologisches Produktdesign für Langlebigkeit sowie leichte und damit kostengünstige Reparierbarkeit ist technisch bereits jetzt machbar. Und trotzdem kommen weiterhin Produkte auf den Markt, bei denen eine möglichst lange Lebensdauer keine Priorität hat. Die Kommission hat es mit dem Ladekabel vorgemacht, jetzt muss sie auch für alle restlichen technischen Geräte Nachhaltigkeit zum Standard machen.”
Für dieses Ziel und allgemein für ein Recht auf Reparatur werden wir weiter in Paris, Berlin und Brüssel lobbyieren. Denn Nachhaltigkeit mag ein großes Wort sein, aber in Sachen Technik können wir es sehr konkret machen: Hardware ist Handwerk, das heißt Platinen, Chips und andere Bauteile können nicht nur repariert werden, sie sollten es auch. Bei Back Market machen das Profis jeden Tag.
Schreibe hier deinen Kommentar